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Auszeichnungen

Rudolf Heitefuß-Auszeichnung für wissenschaftliche Leistungen

(vormals Wissenschaftspreis der DPG)

Rudolf Heitefuß, langjähriger Direktor des Instituts für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz der Universität Göttingen, übernahm dessen Leitung mit seiner Ernennung zum ordentlichen Professor für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz im Jahr 1972 und wirkte an dieser Stätte bis zu seiner Emeritierung im Frühjahr 1994. Mit seinen frühen wissenschaftlichen Arbeiten war er maßgeblich an der Begründung der physiologischen Phytopathologie beteiligt, die zu einem ganz neuen Verständnis von Wirt-Pathogenbeziehungen führte und heute weltweit mit großer Intensität auf molekularer Ebene weitergeführt wird. Schon bald richtete sich sein Interesse aber auch auf angewandte Fragestellungen des Pflanzenschutzes. Hier stand vor allem die Weiterentwicklung des Integrierten Pflanzenschutzes im Vordergrund, wobei er besonders die Verbesserung der gezielten, an Schadschwellen orientierten Unkrautbekämpfung in den Blick nahm. Mit diesen Arbeiten hat Rudolf Heitefuß der Praxis des Pflanzenschutzes äußerst wertvolle und bis heute nachwirkende Impulse gegeben. Vor allem aber verkörperte er mit der Verbindung von Grundlagenforschung und angewandter Forschung einen wissenschaftlichen Ansatz in der Phytomedizin, der durch disziplinäre Fragmentierung zunehmend verloren geht.

 Viele der in seinen zahlreichen Projekten, Publikationen und Vorträgen behandelten Fragestellungen wie Umweltverträglichkeit von Pflanzenschutzmitteln, Reduktionsmöglichkeiten im chemischen Pflanzenschutz oder Erhaltung der Produktivität bei gleichzeitiger Schonung des Naturhaushalts sind heute von größter Aktualität. Hier hat Rudolf Heitefuß einen Fundus von Wissen hinterlassen, der es lohnend macht, noch heute daraus zu schöpfen. Seine in geduldiger, streng systematischer Weise gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse hat Rudolf Heitefuß in die Tätigkeit in zahlreichen wissenschaftlichen und fachlichen Gremien, vor allem bei der DFG und der DLG, als vielgefragter Gutachter, sowie durch vielfältige Beiträge bei nationalen und internationalen Konferenzen einfließen lassen. Seine Beiträge waren immer höchst gefragt und haben Kollegen und nachfolgende Generationen im wissenschaftlichen oder praktischen Pflanzenschutz nachhaltig geprägt.

 Rudolf Heitefuß wurde am 8. November 1928 als zweites von sechs Kindern eines Taubstummenlehrers in Braunschweig geboren. Von seiner Kindheit in Braunschweig hat er immer sehr positiv erzählt, auch wenn sie sicher nicht ohne Entbehrungen war. Er besuchte das Martino-Katharineum, die Oberschule für Jungen in Braunschweig, wurde aber 1944 vorzeitig als Luftwaffenhelfer eingezogen. Nach Kriegsende machte er zunächst eine Landwirtschaftslehre auf einem Betrieb im Kreis Helmstedt und kehrte dann an seine Schule in Braunschweig zurück, um 1950 die Reifeprüfung abzulegen. Danach waren die Signale für ihn auf Landwirtschaft gestellt. Nach einem kurzen Volontariat an der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode begann er 1951 das Studium der Landwirtschaft in Göttingen, welches er 1954 als Diplomlandwirt abschloss. Jetzt war auch sein wissenschaftliches Interesse an der Landwirtschaft, insbesondere dem Pflanzenschutz geweckt und so schloss sich unmittelbar die Promotion an, die er 1957 mit einer Dissertation zur physiologischen Pathologie des falschen Mehltaus an Raps bei Prof. Fuchs in Göttingen abschloss.

 Einem guten Instinkt folgend, wechselte Rudolf Heitefuß unmittelbar nach der Promotion an das sehr renommierte Department of Plant Pathology der Universität in Madison, Wisconsin, USA, wo er von 1957 bis 1959 im Labor von J.C. Walker und M.A. Stahmann seine Interessen an physiologischen und biochemischen Aspekten der Pflanze-Pathogen-Interaktion gründlich vertiefen konnte. Ein bedeutender späterer Ausfluß dieses Aufenthalts ist nicht nur die langjährige Freundschaft mit Paul H. Williams, sondern vor allem das mit ihm zusammen herausgegebene voluminöse Standardwerk »Physiological Plant Pathology«, erschienen 1976.

 Zurück in Göttingen begann er als wissenschaftlicher Assistent mit Untersuchungen zur Temperatursteuerung des Weizenschwarzrosts, mit denen er sich 1964 habilitierte. Von Prof. Fuchs erhielt er reichlich Gelegenheit, sich auch in der Lehre zu betätigen und entwickelte darüber neue Forschungsinteressen. So begann er mit Untersuchungen zu Nebenwirkungen von Herbiziden auf pathogene Pilze, insbesondere Fußkrankheitserreger im Getreide. Dies war zugleich die Brücke zu einem ganz neuen Interessensgebiet, der Unkrautbekämpfung, der er sich in den folgenden Jahren auf vielfältige Weise intensiv widmete.

 Parallel erklomm er in Windeseile die akademische Leiter, wurde 1964 Oberassistent, 1971 apl. Professor und 1972 zum ordentlichen Professor für Pflanzenpatho logie und Pflanzenschutz und Direktor des gleichnamigen Instituts an der Universität Göttingen berufen. Neben seiner Tätigkeit in Lehre und Forschung nahm er in den Folgejahren zahlreiche Ämter wahr und wirkte in verschiedenen bedeutenden Gremien mit. Er war Fachgutachter bei der DFG für das Fach Phytomedizin, 1. Vorsitzender der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft (1975-1981) und später deren Ehrenvorsitzender, Vorsitzender des Ausschusses für Pflanzenschutz der DLG (1983-1991), Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät (1974-1975), Vorsitzender der Senatskommission zur Beurteilung von Stoffen in der Landwirtschaft (1989-1994), Herausgeber der Phytopathologischen Zeitschrift (1979- 1999), um nur die wichtigsten Ämter zu nennen. Neben diesem umfangreichen Engagement außerhalb des Instituts betreute er eine unübersehbare Anzahl Diplomanden, über 100 Doktoranden und verfasste über 270 Publikationen sowie mehrere bedeutende Lehrbücher.

 Von den Kollegen im praktischen wie wissenschaftlichen Pflanzenschutz wurde Rudolf Heitefuß schon früh als ein Experte geschätzt, der das Wissen eines Generalisten mit vielfältigen Detailkenntnissen verband. Mit seinem ausgleichenden Wesen und seiner stets sachlich fundierten Argumentation erwarb er sich auch in kontroversen Debatten die Wertschätzung von allen Seiten. Dies hatte eine Reihe von Ehrungen zur Folge. Für sein erfolgreiches Wirken wurde er 1996 mit der Otto-Appel- Denkmünze ausgezeichnet. Ferner ist er Träger der Prof. Niklas-Medaille in Silber, der Max Eyth Denkmünze in Silber und der Thaer-Thünen Medaille in Silber. Völlig zurecht ist sein Lebenswerk 2006 schließlich mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse gewürdigt worden.

 Aber auch der Lehre widmete er sein volles Engagement. Richtungsweisend war das von ihm 1984 begründete Aufbaustudium Phytomedizin in Göttingen, mit dem neben dem Diplom eine zusätzliche Vertiefung im Pflanzenschutz möglich war. Seine Fortsetzung fand dieser Studiengang ab 2010 in dem bis heute sehr erfolgreichen internationalen Masterstudiengang ‚Crop Protection‘ in Göttingen.

Andreas v. Tiedemann

Die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft e.V. (DPG) stiftete aus Anlass ihres 85jährigen Bestehens den »Wissenschaftspreis der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V.«. Der Wissenschaftspreis wurde am 2. August 2020 in »Rudolf Heitefuß-Auszeichnung für wissenschaftliche Leistungen« umbenannt.

Der Vorstand der DPG hat auf der 175. Sitzung vom 06.06.2013 in Braunschweig die Satzung für diesen Preis aufgestellt und verabschiedet:

• Der Preis wird vom Vorstand der DPG an Personen mit wegweisenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Phytomedizin verliehen. Diese Leistungen sind durch wissenschaftliche Publikationen belegt.

• Die Auszeichnung besteht aus einer Urkunde, die den Anlass der Verleihung
kurz gefasst enthält.

• Die Auszeichnung kann einmal jährlich durch den Vorstand der DPG anlässlich
einer nationalen oder internationalen Fachtagung verliehen werden.

• Vorschlagsberechtigt sind die Mitglieder der DPG.

• Die Bekanntgabe der ausgezeichneten Person erfolgt vom Vorstand der DPG im Organ der DPG »Phytomedizin« und auf der Internet-Seite der Gesellschaft.

• Die Entscheidungen des Vorstandes werden mit einfacher Mehrheit getroffen. Die Entscheidung kann auf schriftlichem Wege herbeigeführt werden. Darüber ist ein Protokoll anzufertigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

• Satzungsänderungen werden vom Vorstand mit einfacher Mehrheit beschlossen und den Mitgliedern mitgeteilt.

• Die Verleihung der Auszeichnung wird eingestellt, wenn die DPG aufgelöst wird.

Inhaber:innen der "Rudolf Heitefuß-Auszeichnung für wissenschaftlichen Leistungen"

Die DPG verleiht Herrn Dr. habil. Arne Weiberg (Institut für Genetik, LMU München) für seine Verdienste in der Erforschung der RNA-vermittelten Interaktion von filamentösen Schaderregern mit Pflanzen die "Rudolf-Heitefuß Auszeichnung für wissenschaftliche Leistungen" 2024. Dieser Preis wird für herausragende wissenschaftliche Arbeiten verliehen.

Nach dem Studium der Agrarwissenschaften an Universität Göttingen promovierte Arne Weiberg im Jahr 2009 mit Auszeichnung unter Betreuung Prof. Dr. Petr Karlovsky über differenzielle Genexpression in Verticillium longisporum, einem wichtigen Krankheitserreger an Raps (Rapswelke, krankhafte Abreife). Nach einer kurzen Postdoc-Zeit in Göttingen wechselte er dann an die University of California in Riverside in die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Hailing Jin. Von dort kehrte er 2014 nach Deutschland zurück, wo er nach Tätigkeiten als Postdoc und einer Vertretungsprofessur ab 2015 seine eigene Arbeitsgruppe am Institut für Genetik (bei Prof. Dr. Martin Parniske) aufbaute. In 2021 habilitierte er sich im Fach Genetik und wurde anschließend akademischer Oberrat auf Zeit. Kürzlich hat Herr Weiberg das renommierte Heisenberg Stipendium von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingeworben.

Seit seiner Postdoczeit in Kalifornien hat Herr Weiberg verschiedene bahnbrechende Arbeiten zur Rolle von doppelsträngiger RNA in der Pilz- und Oomyzeten-Kommunikation mit Ihren Wirtpflanzen geleistet. Verschiedene Krankheitserreger setzen während der Besiedlung des Wirts eine Vielzahl von Biomolekülen frei, um die Infektion zu unterstützen und die Immunität des Wirtes zu beeinflussen. Herr Weiberg hat kleine dsRNAs identifiziert, die von Botrytis cinerea oder Hyaloperonospora arabidopsidis synthetisiert werden, in Wirtszellen eindringen und die Immunität des Wirts unterdrücken. Herr Weiberg setzt in seiner Gruppe Genomik, Transkriptomik, Bioinformatik, Molekulargenetik und biochemische Ansätze ein, um grundlegende Erkenntnisse über die zugrundeliegenden Mechanismen von RNA Interferenz (RNAi) zwischen den einzelnen Organismen zu gewinnen. Das Verständnis der molekularen Mechanismen und Faktoren, die für die kulturpflanzenübergreifende RNAi verantwortlich sind, birgt ein enormes Potenzial für die Anwendung in der RNA-basierten Pflanzenbiotechnologie und im Bereich des RNA-basierten Pflanzenschutzes.

Die zahlreichen Arbeiten von Herr Weiberg wurden in den besten phytopathologischen und Pflanzen-Journalen und in überdisziplinären Journalen veröffentlicht und sind viel zitiert. Seine wegweisende Science-Publikation aus dem Jahr 2013 (Weiberg et al. 2013; www.science.org/doi/10.1126/science.1239705) hat ein neues Arbeitsgebiet im Sektor der Pilz-Pflanze-Interaktion eröffnet und ist grundlegend für eine Vielzahl internationaler Bemühungen, dieses Phänomen besser zu verstehen und für einen umweltgerechten Pflanzenschutz nutzbar zu machen.

 

Die DPG verleiht Frau Prof. Dr. Eva H. Stukenbrock (Botanisches Institut, CAU Kiel & Max Planck Institut für Evolutionsbiologie, Plön) für ihre Verdienste in der Erforschung der Evolution pilzlicher Schaderreger die »Rudolf Heitefuß-Auszeichnung für wissenschaftliche Leistungen« 2023. Dieser Preis wird für herausragende wissenschaftliche Arbeiten verliehen.

Nach dem Studium der Biologie an der Universität Kopenhagen in Dänemark promovierte Eva Stukenbrock mit Auszeichnung an der ETH Zürich über die Evolution von phytopathogenen Pilzen (insbesondere weizenpathogenen Dothideomyceten) in Agrarökosystemen. Nach Postdocaufenthalten an der ETH Zürich und der Universität Aarhus hat sie dann eine eigene Arbeitsgruppe am MPI für terrestrische Mikrobiologie in Marburg etabliert, bevor sie 2014 eine W3 Professur an der CAU Kiel angenommen und parallel eine Arbeitsgruppe am MPI in Plön aufgebaut hat.

Frau Stukenbrock ist hoch dekoriert mit nationalen und internationalen Auszeichnungen (unter anderem: L’Oreal-UNESCO national fellowship for women in science, Vice-Speaker of the Kiel Evolution Center, Speaker and co-founder of Kiel Plant Center, Academy Fellow of the American Academy of Microbiology, Associated Member of the French Academy of Science Elected Member of the European Academy of Arts and Sciences).

In ihrer Forschung hat Frau Stukenbrock Pionierarbeit auf dem Gebiet der vergleichenden Populationsgenomik insbesondere von Zymoseptoria tritici und anderen Dothideomyceten geleistet und dabei die evolutionäre Historie der Pilzentwicklung seit der Domestizierung ihrer Wirtpflanze im fruchtbaren Halbmond abgeleitet. Diese Arbeiten wurden dann zunehmend auf andere Pilzfamilien und Abteilungen ausgeweitet, um einen globaleren Überblick über die Entwicklung und Anpassung von Pathogenen an ihre Umwelt und Wirte zu erhalten. Zu den fundamentalen Entdeckungen gehören dabei u.a. Artbildung durch Hybridisierung, horizontaler Gentransfer von Virulenzfaktoren, nicht essenzielle Minichromosomen mit angereicherten Virulenzfunktionen sowie deren epigenetischen Einflüsse und Mechanismen, die Ihre An- und Abreicherung in Z. tritici erklären. In jüngster Zeit erweitert Frau Stukenbrock ihre Betrachtungsweise der Pathogene durch Aspekte, die vom Mikrobiom beigetragen werden, und betrachtet Pathogene und ihr mikrobielles Umfeld als potenzielle evolutive Einheit. Dieser Ansatz ist kürzlich mit einem ERC consolidator grant ausgezeichnet worden.

Frau Stukenbrocks Arbeiten sind von höchster wissenschaftlicher Qualität und Relevanz und außerdem von sozioökonomischer Bedeutung. Sie helfen die Dynamik und Anpassungsfähigkeit von Schaderregerpopulationen tiefer zu verstehen, was auch essenziell ist, um vorbeugende und bekämpfende Pflanzenschutzmaßnahmen in Zukunft nachhaltiger gestalten zu können. Diese tiefe und breitere Bedeutung ist auch darin reflektiert, dass Frau Stukenbrock nicht nur bahnbrechende Originalarbeiten publiziert hat, sondern auch Übersichts- und Disseminationsartikel, die einflussreich in Forschung, Lehre und Politik wirken.

 

Die DPG verleiht Herrn Prof. Dr. Macrco Thines vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum für seine Verdienste in der Erforschung filamentöser Schaderreger die "Rudolf-Heitefuß Auszeichnung für wissenschaftliche Leistungen". Dieser Preis wird für herausragende wissenschaftliche Arbeiten verliehen.

Nach dem Studium der Biologie an der Universität Hohenheim promovierte Marco Thines über obligat biotrophe Oomyceten. Nach einem zweijährigen Exkurs in die Journalistik und der Gründung eines Startups im Bereich der Diagnostik leitete er von 2007 bis 2010 die Arbeitsgruppe zur Biodiversität der Oomyceten am Institut für Botanik der Universität Hohenheim. 2009 wurde er für seine Forschung über die Taxonomie und Evolution pflanzenpathogener Oomyceten habilitiert. Seit 2010 ist er Professor am Biodiversität- und Klimaforschungszentrum der Senckenberg Gesellschaft und der Goethe-Universität in Frankfurt, wo er das Forschungsgebiet “Evolutionäre Analyse und Biologische Archive“ leitet.

Als Präsident der Gesellschaft für Mykologie ist ihm auch der Praxisbezug seiner Arbeit wichtig. Dort versucht er unter anderem einen Beitrag zur Bewusstseinsschärfung für die Möglichkeiten und Grenzen der molekularbiologischen Pilzbestimmungen zu leisten. Prof. Dr. Thines gelingt es bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten stets auch Erkenntnisse für die praktische Anwendung in der Landwirtschaft zu gewinnen. Darüber hinaus ist seine Unterstützung bei der Diagnostik neuartiger Schaderreger den deutschen Pflanzenschutzdiensten oftmals dienlich gewesen.

Durch vergleichende Gen- und Genomanalysen hat er insbesondere auf dem Gebiet der Oomyceten und Brandpilze ökologische Auswirkungen des Klimawandels und Mechanismen der Anpassung an verschieden Wirtpflanzen aufgezeigt. Seine phylogenetischen Analysen auch an historischen Belegexemplaren haben neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der evolutiven Abstammungslehre ergeben. Seine Forschungserkenntnisse sind in zahlreiche begutachtete Publikationen in internationalen Journalen und Bücher eingeflossen. Zu nennen sind hier unter anderem hochkarätige interdisziplinäre Arbeiten zur Genomik und Evolution von Pilzen und Oomyceten, die in Nature, Science etc. erschienen sind, und  vielzitierte  Grundlagenarbeiten wie „The Amsterdam declaration on fungal nomenclature“ IMA Fungus 2 (1), 105-111 oder Detailstudien wie „Gene loss rather than gene gain is associated with a host jump from monocots to dicots in the smut fungus Melanopsichium pennsylvanicum, erschienen in Genome Biology and Evolution 6 (8), 2034-2049“. Ergänzt werden seine Originalarbeiten durch seine sehr beliebten Übersichtsartikel wie zum Beispiel: Phylogeny and evolution of plant pathogenic oomycetes—a global overview. European Journal of Plant Pathology 138 (3), 431-447 oder “An evolutionary framework for host shifts–jumping ships for survival” New Phytologist 224 (2), 605-617. Die Titel dieser Arbeiten zeigen die erstaunliche Breite und Tiefe seiner wissenschaftlichen Arbeiten.  

 

 

Den Wissenschaftspreis 2019 erhält Prof. Dr. Ulrich Schaffrath in Würdigung seiner Verdienste in der Kulturpflanzenforschung

Die DPG verleiht Herrn Prof. Dr. Ulrich Schaffrath von der RWTH Aachen, Lehrstuhl und Institut für Biologie III (Pflanzenphysiologie), für seine Verdienste in der Kulturpflanzenforschung den Wissenschaftspreis der DPG. Dieser Preis wird für herausragende wissenschaftliche Leistungen verliehen.

Herr Schaffrath arbeitet auf dem Gebiet der basalen und der Nichtwirt-Resistenz von Gräsern, insbesondere Reis und Gerste gegenüber verschiedenen Schaderregern, mit Fokus auf blattpathogenen Pilzen wie Magnaporthe oryzae und Blumeriagraminis.Mit dem Wissenschaftspreis wird er speziell für seine Leistungen zur Aufklärung der Funktion der Jacalin-ähnlichen Proteine geehrt. Herr Schaffrath konnte mit seiner Arbeitsgruppe zeigen, dass diese Proteine in Gräsern in der Abwehr aktiv und über die Grenze von Pflanzengattungen hinweg funktional sind. Sie wirken dabei universell gegen die Infektion von verschiedenen Pilzen, Oomyceten und Bakterien. Die speziell von ihm untersuchten Vertreter dieser Proteinfamilie sind entwicklungsgeschichtlich Chimäre, die über Ihre Proteindomänen die Funktion von 2 Proteinfamilien in einem Protein vereinen. Es handelt sich dabei um wahrscheinlich kohlehydratbindende Lektine und Dirigentproteine, die eineFunktionen im Phenylpropanoid/Ligninstoffwechsel innehaben. Herr Schaffrath konnte zeigen, dass diese chimären Jacaline,die so nur bei Gräsernvorkommen,erst durch die kooperative Wirkung beider Proteindomänen ihre Funktion erfüllen. Die von der DPG gewürdigte Arbeit ist 2016 in MolecularPlant erschienen und hat das Verständnis der Jacalin-Proteine befruchtet und international befeuert. Dazu gratuliert die DPG Herrn Schaffrath ganz herzlich durch die Verleihung des Wissenschaftspreises der DPG.

 

Polarized Defense Against Fungal Pathogens Is Mediated by the Jacalin-Related Lectin Domain of Modular Poaceae-Specific Proteins. Weidenbach D, Esch L, Möller C, Hensel G, Kumlehn J, Höfle C, Hückelhoven R, Schaffrath U. Mol Plant. 2016, 9(4):514-27.  doi: 10.1016/j.molp.2015.12.009.

 

Den Wissenschaftspreis 2018 erhält posthum PD. Dr. Patrick Schweizer in Würdigung seiner wegweisenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Transkriptom-Analyse und Pathogenstress-Genomik

Patrick Schweizer begann seine wissenschaftliche Laufbahn in der Schweiz, wo er 2001 an der Universität Zürich habilitierte.
Im Jahr 2000 setzte er seine Arbeiten am IPK fort, wo er die Arbeitsgruppe Transkriptom-Analyse leitete (später in Pathogenstress-Genomik umbenannt) und über viele Jahre das Pflanzengenom Ressourcenzentrum koordinierte. Seit 2006 fungierte er zudem als Koordinator des Forschungsbereichs Genom-Analyse in der Abteilung Züchtungsforschung.
Von seiner wissenschaftlichen Expertise zeugen eine Vielzahl hochklassiger Veröffentlichungen sowie sein hervorragender Ruf als Vortragender, Berater und Coach.
Seine herausragenden Fachkenntnisse machten ihn zu einem gesuchten Partner für Kooperationen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. In diesem Zusammenhang koordinierte er seit über einem Jahrzehnt das Barley Genome Net, einen Verbund führender europäischer Forschungseinrichtungen.

Die Wissenschaftswelt trauert um PD Dr. Patrick Schweizer, der am 09.03.2018 als Opfer eines tragischen Verkehrsunfalls plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen wurde.

Wir werden Patrick Schweizer als großen Forscher, wunderbaren Kollegen, Vorbild und Freund vermissen und ihm stets ein würdiges Andenken bewahren. Unser besonderes Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden seinen engsten Angehörigen.

Im Jahr 2017 erhielt die Braunschweiger Mikrobiologin und Phytopathologin Prof. Dr. Dr. hc. Kornelia Smalla den »Wissenschaftspreis der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V.«. Der Preis wird alljährlich vom Vorstand der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V. (DPG) an Personen mit wegweisenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Phytomedizin verliehen, die durch entsprechende wissenschaftliche Publikationen belegt sind. Der Vorstand der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft (DPG) würdigt damit die herausragenden wissenschaftlichen Leistungen von Frau Prof. Smalla in der Erforschung des pflanzlichen Mikrobioms der Kulturpflanzen und dessen Bedeutung für die Pflanzengesundheit. Ihre Forschungsergebnisse hat Frau Prof. Smalla in weit über 200 wissenschaftlichen Fachartikeln (www.julius-kuehn.de/ep/personal/p/s/ kornelia-smalla/) publiziert, die allesamt stark zitiert werden. Die Verleihung des Preises fand am 23. März 2017 anlässlich der Jahrestagung des DPG-Arbeitskreises »Biologische Bekämpfung« bei der e-nema Gesellschaft für Biotechnologie und biologischen Pflanzenschutz mbH in Schwentinental statt.

Prof. Dr. Dr. hc. Kornelia Smalla, Jahrgang 1956, hat an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Chemie studiert und in Biochemie promoviert. Seit 1991 forscht Frau Prof. Smalla in ihrem Spezialbereich der Mikrobiellen Ökologie an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, dem heutigen Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen unter anderem die Interaktion von Antagonisten, Pathogenen und mikrobiellen Gemeinschaften in der Rhizosphäre sowie die Effekte von Boden, Pflanzenart, Sorte und landwirtschaftlicher Praxis auf die strukturelle und funktionelle Diversität mikrobieller Gemeinschaften in der Rhizosphäre. Hierzu entwickelt und nutzt Frau Prof. Smalla molekulare kultivierungsabhängige und kultivierungsunabhängige Nachweismethoden. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten haben maßgeblich zu einem besseren Verständnis des Mikrobioms der Kulturpflanzen beigetragen und die gezielte Nutzung des Mikrobioms hinsichtlich einer verbesserten Pflanzengesundheit entscheidend vorangetrieben. Ihre Forschungsergebnisse unterstützen in besonderer Weise die Entwicklung nachhaltiger und umweltschonender Anbauverfahren.

Frau Prof. Smalla leitet eine international besetzte Arbeitsgruppe von Masterstudenten, Doktoranden, PostDocs und wissenschaftlichen Gästen. Sie ist weltweit hervorragend vernetzt und in der wissenschaftlichen Community hoch geschätzt. Für ihre wissenschaftlichen Leistungen erhielt Frau Prof. Smalla von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in Uppsala in 2011 die Ehrendoktorwürde und vom Julius Kühn-Institut in 2016 die Ehrennadel. Frau Prof. Smalla ist außerplanmäßige Professorin an der Technischen Universität Braunschweig, hat bisher über 20 Doktoranden zur Promotion gebracht und vertritt ihr Fachgebiet in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien, als Beraterin, Gutachterin und Organisatorin von Tagungen.

Der Gießener Pflanzenforscher und Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel hat den „Wissenschaftspreis der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V.“ erhalten. Der Vorstand der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft (DPG) würdigt damit die wegweisenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Phytomedizin, die Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen (www.uni-giessen.de/fbz/fb09/institute/phyto/publikat) belegt hat.  Die Verleihung des Preises fand am 17. März 2016 anlässlich der Jahrestagung des DPG-Arbeitskreises „Wirt-Parasit-Wechselwirkungen“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) statt.

Die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft e.V. (DPG) hatte aus Anlass ihres 85-jährigen Bestehens im Jahr 2013 erstmalig den „Wissenschaftspreis der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V.“  ausgeschrieben, der seither jährlich anlässlich einer nationalen oder internationalen Fachtagung verliehen werden kann. Laut Satzung wird der Preis vom Vorstand der DPG an Personen mit wegweisenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Phytomedizin verliehen, die durch wissenschaftliche Publikationen belegt sein müssen.

Prof. Dr. Karl-Heinz Kogel, Jahrgang 1956, lehrt und forscht seit 1996 an der JLU. Den Ruf nach Gießen nahm er nach verschiedenen Stationen u.a. an der RWTH Aachen, am Weizman Institute of Science in Rehovot in Israel und am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln an. Nachdem er von 1990 bis 1995 am Institut für Pflanzenphysiologie der RWTH Aachen eine Arbeitsgruppe geleitet hatte, die sich mit der Charakterisierung der Funktion von Mehltau-Resistenzgenen in der Gerste beschäftigte und sich 1995 mit einer Arbeit zum Thema Molekulare Erkennungssysteme in Getreidepflanzen habilitierte, übernahm Prof. Kogel Ende 1996 die Leitung des IPAZ, heute Institut für Phytopathologie am Fachbereich 09 – Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement der JLU.

Seine Forschungsschwerpunkte sind Molekulare Pflanzenpathologie, Pflanzenbiotechnologie, Allergieforschung und  Biologischer Pflanzenschutz.  Auf dem letzteren Gebiet entdeckte seine Gießener Arbeitsgruppe nützliche Mikroorganismen, die positiv auf die Gesundheit und den Ertrag von Kulturpflanzen wirken und somit den Einsatz chemischer Mittel reduzieren können. Zuletzt haben Arbeiten seines Forscherteams zur Rolle von kleinen RNA Molekülen bei der Entstehung und der Bekämpfung von Krankheiten weltweites Aufsehen erregt.